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Beitrag vom 15.09.2003
Gleichstellung als Hochschulqualität
Ilka Fleischer
Mit dem ersten Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten führt das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS ein "neues" Qualitätskriterium für die Alma mater ein.
Als der Spiegel im Jahre 1989 das erste deutsche Hochschul-Ranking veröffentlichte, wurde der von der StudentInnenbewegung angeprangerte "Muff unter den Talaren" nach zwei Jahrzehnten Schonfrist mal wieder ein wenig gelüftet. Auch wenn berechtigte Zweifel an den Methoden des Rankings laut wurden, so setzte der quantifizierte Hochschul-Vergleich doch einige Debatten zur Qualität des Wissenschaftsbetriebes in Gang. Inzwischen widmet sich - neben dem Spiegel - auch das Centrum für Hochschulentwicklung CHE (stern) dem Ranking. Dennoch blieben gleichstellungs-politische Kriterien bislang weitgehend unberücksichtigt.
Mit der Veröffentlichung des "Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten" im September 2003 erinnert das Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS nun an weitere Indikatoren für die Güte der Alma mater. Dabei geht es weniger um die Einführung "neuer Prüfsteine" als vielmehr um die Berücksichtigung legislativer Fakten. Denn laut Hochschulrahmengesetz gehört die Erfüllung des Gleichstellungsauftrages zu den Aufgaben der Hochschulen:
"Die Hochschulen fördern die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirken auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
Fortschritte bei der Erfüllung des Gleichstellungsauftrages fließen seit 1998 offiziell in die Finanzierung der Hochschulen ein. Auch wenn Chancengleichheit somit per definitionem als Qualitätskriterium gilt, fehlen bisher zuverlässige Vergleichsmaßstäbe, mit denen die Erfolge in diesem Bereich gemessen werden können. Laut CEWS könne sich derzeit jede Hochschule, die z.B. einen über dem Bundesdurchschnitt liegenden Professorinnenanteil hat, als besonders fortschrittlich ansehen. Um den Forschungs- und Lehranstalten bessere Anhaltspunkte für die diesbezügliche Selbsteinschätzung zu geben, wurde das "Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten" als bundesweiter Vergleich angelegt.
Hierbei betonen Dr. Brigitte Mühlenbruch und Dr. Andrea Löther vom CEWS allerdings die Ausbaufähigkeit ihres aktuellen Ansatzes, denn bislang beruht das Ranking auf rein quantitativen Daten und bewertet die einzelne Hochschule jeweils als Ganzes. Für den Vergleich wurden u.a. Indikatoren zu den Bereichen Studierende, Promotionen, Habilitationen, wissenschaftliches und künstlerisches Personal und Professuren berücksichtigt.
In der Gesamtbewertung der Universitäten liegt die U-GH Essen an der Spitze, gefolgt von der Humboldt Uni Berlin und der Uni Göttingen. Die Schlusslichter bilden hier die Uni Passau sowie die Uni Stuttgart. Bei den Fachhochschulen und Verwaltungsfachhochschulen konnte die FH Hannover am besten abschneiden, gefolgt von der FH Braunschweig-Wolfenbüttel und der FH für öffentliche Verwaltung in Hamburg. Am schlechtesten schnitten hier die Private FH der Wirtschaft in Paderborn sowie die FH für öffentliche Verwaltung in Kehl ab.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte "Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten" soll zukünftig auch qualitative Indikatoren mit einbeziehen und so ein prozessbegleitendes Monitoring der Gleichstellungsaufträge des Hochschulrahmengesetzes gewährleisten. Inwieweit damit der "Muff unter den Talaren" nicht nur gemessen, sondern auch "weggeblasen" werden kann, bleibt abzuwarten.
Die komplette Studie steht unter folgendem Link als pdf-Datei bereit:
Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten
cews.publik.no5, Bonn, September 2003 (pdf, 843KB)